Traunsteiner Wochenblatt vom 11. Juni 1889

Die Bayerischen Königsschlösser

Der Gedanke, daß die Schöpfungen König Ludwig II. der Nachwelt erhalten bleiben, verliert immer mehr an Wahrscheinlichkeit. Wenn wir auch absehen wollen von dem Verkauf großer Werthe an den Kommerzienrath Ehni in Stuttgart und dessen Kollegen, der als Besitznachfolger der Frhr. v. Nothhafft auf Schloß Friedenfels in der Oberpfalz sog. 

„Königszimmer“ einrichten läßt, in der Hoffnung, daß er, da ihm (am Starnbergersee) für weiteren Erwerb wenigstens indirekte Zusagen des maßgebenden Finanziers gemacht wurden, das Schloß Friedenfels auch mit Mobilien aus Linderhof und Herrenwörth ausstatten kann; – so thut die k. Privat-Vermögens-Administration aber im engeren Sinne alles Mögliche, um die Ansicht ganz aufkommen zu lassen, daß das erste anständige Kaufsgebot  (wenigstens für Chiemsee) acceptirt werden würde, denn der Umstand, daß nämlich daselbst die Bassins mit Erde eingefüllt und in Letztere Gras gesäet wurde, läßt darauf schließen, daß die mit einem Kostenaufwande von 800,000 Mark eingerichteten und kunstvollen Wasserwerke nie mehr in Thätigkeit gesetzt werden. Auch die bereits eingelaufenen Kaufs-Angebote für die Maschinen und Röhren um den Werth des alten Eisens, sowie die Verbescheidung solcher, bestärkt nur den Gedanken, daß man Oben für dieses bayerische Versailles die Tage gezählt haben dürfte und es nur noch eines Angebotes von höchstens 4 Millionen Mark bedarf, um den Zuschlag perfekt zu machen. – Das Bayerische Volk ist mit Recht stolz auf seine Königsschlößer und für die Staatsverwaltung, wie nicht minder für spezielle Städte und Gegenden bildeten dieselben bis heute eine sehr ergiebige Einnahmequelle, woran München nicht unerheblich partizipirte. Der Wunsch des Volkes ist daher, daß die Schlösser (event. auf Staatskosten) erhalten werden und wenn vielleicht von einem Ausbau derselben auch keine Rede sein könnte, so sollten doch die Schlösser wenigstens in ihrem jetzigen Zustande fortbestehen und zwar das Letztere umsomehr, als ja die Ausgaben auf die Verwaltung durch die Einnahmen stets gedeckt werden könnten. Jeder Fremde fragt verwundert, warum die Wasserwerke im Schlosse Herren-Chiemsee nicht mehr springen, was ja unbedingt den Reiz erhöht; die darauf empfangene Antwort will aber Niemand glauben: Die Vermögens-Administration Sr. Maj. Des Königs Otto hat beschlossen, daß die Wasserwerke einzugehen haben, und daß Maschinen und Zubehör zu verkaufen seien! Warum? – – Gründe hierfür mögen sich bei den Akten befinden—oder auch nicht!  —  –Dem Verkaufe von Werthgegenständen von vielen Hunderttausend Mark an Händlern, welche Geschäfte hiermit machten, folgt nun auch der Verkauf eines so theuren Wasserwerkes, — trotzdem und obwohl sich der Maschinenfabrikant Kraus von München angeboten hat, auf seine eigenen Kosten die ganze Maschinerie herzustellen und im vollsten Betriebe zu erhalten, wenn ihm als Entlohnung hierfür 50 Pfg. á Person vom Eintrittspreise abgelassen würde. Fragliches Offert war gewiß billig und auch im Interesse der Schloßbesucher gelegen: warum ging man nicht darauf ein? Solche Fragen wird nur die Zukunft lösen.—Es wird bei den fraglichen Maschinenwerken wieder gerade so gehen, wie bei dem Verkauf der Kunstgegenstände, unter welch´ Letzteren nicht allein Sachen von sehr großem Werthe, sondern auch Andenken von höchsten Personen sich befanden. Dieselben wurden auf Befehl Sr. kgl. Hoheit des Prinz-Regenten freilich wieder zurückgekauft, — doch selbstverständlich um den vierfachen Preis. So mußte unter Anderm eine Summe von 87.000 Mark für den Rückkauf etlicher Kunstgegenstände bezahlt werden, welche von Tändlern und solchen, die dies werden wollen, als „verkaufswürdig“ bezeichnet wurden. Und gerade so wird es seinerzeit auch mit den zu verkaufenden Maschinen gehen.

ausgegraben von unserem Mitglied Hans Helmberger, Vorstand des Historischen Vereins für den Chiemgau zu Traunstein e.V. – herzlichen Dank!

Anmerkung: gut, dass es inzwischen die Freunde von Herrenchiemsee gibt.