Schwangau droht auszuscheren

Im Allgäu geplantes Ratsbegehren sorgt auch in Prien für Diskussionen

Prien – Während in der Marktgemeinde Prien offensichtlich Konsens darüber herrscht, dass die drei Schlösser Ludwigs II. und das Berghaus auf dem Schachen in die Liste der UNESCO Weltkultur-Güter aufgenommen werden, schert die Gemeinde Schwangau bezüglich des angedachten Fahrplans jetzt aus. Die politische Führung des Allgäuer Ortes möchte in einem Ratsbegehren seine Bürgerinnen und Bürger zuvor befragen und erst dann eine Entscheidung treffen.

Alle Gemeinden müssen zustimmen
Betroffenheit, verhaltener Optimismus und Bereitschaft zu Engagement, so könnte man die Reaktionen im Chiemsee-Saal bezeichnen. „Wir sind in der Zielgeraden, aber wir brauchen die Einigkeit der Gemeinden“, so der Appell von Fachreferent und Oberkonservator Dr. Alexander Wiesneth.
Dr. Alexander Wiesneth, zuständig für Bauforschung, Baudokumentation, Planbestände, Bauarchiv und Allgemeine Angelegenheiten der UNESCO-Weltkulturerbestätten bei der bayerischen Schlösserverwaltung, begleitete auch maßgeblich die Aufnahme des markgräflichen Opernhauses in Bayreuth auf die berühmte Liste. Der Freistaat hätte nun auch gerne die drei berühmten Schlösser des bayerischen Königs Ludwig Il. und sein Berghaus auf dem Schachen als besonders schützenswert zertifiziert. Drei Tage zuvor, am Dienstag, 7. Februar 2023, hatte der Schwangauer Rat das Ratsbegehren beschlossen. Dr. Wiesneth hatte zuvor ausführlich die Kriterien geschildert, die die König-Ludwig-Schlösser und das Berghaus zur Aufnahme erfüllen müssten.
Mit Dr. Alexander Wiesneth hatten die „Freunde von Herrenchiemsee“ einen beredten und ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet in den Chiemsee-Saal eingeladen. „Eine Nominierung bedeutet aber auch die Ausweisung von Schutzzonen“, betonte Dr. Wiesneth und stellte die Bereiche der „Kernzone“ und der „Pufferzone“ vor. Die Kernzone beinhalte in den konkreten Fällen der drei Schlösser und des Berghauses diese vier Gebäude. denen ein hoher Schutzstatus verliehen werde. Diese müssen sich zum einen im Staatsbesitz befinden und jede „Veränderung muss gemeldet werden“, unterstrich der Referent. An diese Kernzone schließe sich die Pufferzone an, die „zwar überwacht wird, in der aber Veränderungen und Entwicklungen möglich sind“. Als Befürworter der Aufnahme-Idee warb er mit der Möglichkeit einer besseren Lenkung der Besucherströme und mit einem qualitätsvollen Tourismus. Als positives Beispiel nannte er dabei Regensburg. Die Stadt habe durch das Besucherzentrum Weltberbe Regensburg hinsichtlich der Touristen eine gute Handhabe. Dr. von Daumiller regte an, mit den „Freunden von Herrenchiemsee“ nach Schwangau zu fahren und fiir die Aufnahme zu werben. Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner, schon seit der Entstehung der Idee politischer Fürsprecher und im Austausch mit dem Schwangauer Bürgermeister Stefan Rinke, griff den Gedanken von Dr. von Daumiller auf und war sich sicher, dass eine stattliche Anzahl von Befürwortern aus den anderen bayerischen Gemeinden nicht schaden könne.

Seit 1961 für das Schloss aktiv
Mit fast 500 Mitgliedern sind die „Freunde von Herrenchiemsee“ mit viel Herzblut ihrer Insel im „Bayerischen Meer“ seit 1961 verbunden. Waren sie doch vor Jahrzehnten maßgeblich an der Rettung und am Wiederaufbau der Brunnen und der Wasserspiele beteiligt, finanzierten eine umfangreiche wissenschaftliche Monografie über das Kloster auf der Insel und setzen alles daran, dass der monumentale Torso des Doms des ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stifts eine würdige Zukunft hat.