Nach den neuesten archäologischen und historischen Forschungsergebnissen gründete der irische Mönch Eustasius schon vor 629 auf Herrenchiemsee ein Kloster mit einer Holzkirche. Von Anfang an lebten dort Männer und Frauen nach der Regel des hl. Columban.
Bereits um 750 können wir von einer Steinkirche ausgehen. In dieser Zeit entwickelte sich das Kloster zum Zentrum der salzburg-bayerischen Slawenmission.
Nach der Entmachtung Tassilos III., des letzten Herzogs aus dem Geschlecht der Agilolfinger, gelangte Herrenchiemsee als Hauskloster der Agilolfinger an den Bischof von Metz. Im Jahr 891 wurden Insel und Abtei Eigentum des Erzbistums Salzburg.
Im hohen und späten Mittelalter wurde die Herreninsel zum geistlichen
Mittelpunkt nicht nur des Chiemgaus, sondern auch des Tiroler Teils des
riesigen Erzbistums Salzburg. Zunächst führte der Salzburger Erzbischof Konrad I. im Jahr 1131 die Augustiner-Chorherrenregel auf Herrenchiemsee ein. Die Chorherren, studierte Kleriker, kennen kein Privateigentum und sollen sich ganz der Seelsorge widmen. Leiter der Gemeinschaft ist der Propst, der von den Chorherren gewählt wird. . Erzbischof Konrad I. teilte zur besseren Verwaltung sein riesengroßes Bistum, das praktisch das gesamte Ostalpengebiet umfasste, in Archidiakonate ein, wobei er ein Archidiakonat Chiemsee bildete und verfügte, dass der jeweilige Propst in Personalunion immer zugleich Archidiakon sein solle, eine Regelung, die bis zur Säkularisation beibehalten wurde. Im Jahr 1216 wurde Herrenchiemse sogar Bischofssitz .Der Chiemseebischof, immer zugleich Weihbischof von Salzburg mit dortiger Residenzpflicht, besaß auf Herrenchiemsee allerdings nichts außer seinem Bischofsthron.
Mitte des 16. Jahrhunderts und Anfang des 17. Jahrhunderts erlebte das Stift nochmals einen Aufschwung. Vier tatkräftige Pröpste gaben der Klosteranlage ab 1642 ihr heutiges Aussehen.
1803 fiel das Chorherrenstift mit der gesamten Anlage der Säkularisation zum Opfer. Die Insel mit allen Gebäuden wurde versteigert und gelangte an verschiedene Eigentümer. Einer von ihnen schändete das Domgebäude durch Einbau einer Brauerei Im Jahr 1873 erwarb König Ludwig II. die Insel. Die Herreninsel wurde zur Königsinsel. Von 1876 bis zu seinem Tod im Jahr 1886 baute Ludwig nach dem Vorbild von Versailles an seinem Märchenschloss.
Für uns Zeitgenossen besonders wichtig ist der 10. August 1948:
Auf Einladung des bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hans Ehard trafen sich an diesem Tag in Zimmer Nr. 7 des Chorherrenstifts hochrangige Verfassungsexperten aus den westdeutschen Ländern , um in nur 14 Tagen einen vollständigen Entwurf einer Verfassung für die drei westlichen Besatzungszonen mit Begleittext und Kommentar zu erarbeiten. In wesentlichen Teilen wurde dieser Entwurf vom verfassungsgebenden Parlamentarischen Rat in Bonn übernommen und trat am 24. Mai 1949 als Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft.